Ein Planet, eine Gesundheit – Verbunden durch Biodiversität

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Wir sind eine Erdfamilie auf einem Planeten, gesund in unserer Vielfalt und Verbundenheit.

Die Gesundheit des Planeten sowie unsere eigene Gesundheit sind untrennbar.

Wie Dr. Martin Luther King uns erinnerte: »Wir sind in einem unausweichlichen Netzwerk der Gegenseitigkeit gefangen, verbunden durch ein einziges Gewebe, das unser Schicksal bestimmt. Alles, was einen Einzelnen beeinflusst, beeinflusst auch alle anderen auf indirektem Wege.«

Wir können weltweit durch die Ausbreitung einer Krankheit verbunden sein, wie das Coronavirus, wenn wir in den Lebensraum anderer Arten eindringen, Pflanzen und Tiere für kommerzielle Zwecke und aus Gier manipulieren und Monokulturen ausbauen.

Oder wir können durch die Gesundheit und das Wohlbefinden aller verbunden sein, durch den Schutz der Vielfalt von Ökosystemen, der Biodiversität, der Unversehrtheit und der Selbstbestimmung (Autopoiesis) aller lebenden Wesen, Menschen mit eingeschlossen.

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Neue Krankheiten entstehen durch ein globalisiertes, industrialisiertes, ineffizientes Ernährungs- und Landwirtschaftsmodell, das in die natürlichen Lebensräume anderer Arten eindringt, während Tiere und Pflanzen manipuliert werden, ohne Respekt für deren Integrität noch für deren Gesundheit. Die Illusion, dass die Erde und ihre Wesen Rohstoffe sind, die für Gewinn ausgebeutet werden können, schafft eine Welt, die durch Krankheit verbunden ist.

Die Gesundheitskrise, die durch das Coronavirus offengelegt wurde, ist mit der Krise der Ausrottung und des Aussterbens von Arten sowie der Klimakrise verbunden. Jede Krise ist in einem mechanistischen, militaristischen und anthropozentrischen Weltbild verankert, das den Menschen als getrennt von anderen Wesen ansieht und ihn als überlegen betrachtet gegenüber dem Rest, den er besitzen, manipulieren und kontrollieren kann. Jede Krise ist auch in einem wirtschaftlichen Modell verankert, das auf der Illusion unendlichen Wachstums und grenzenloser Gier beruht, die systematisch die planetarischen Grenzen sowie Ökosysteme und Artenunversehrtheit verletzt.

Während Wälder zerstört und unsere landwirtschaftlichen Betriebe zu industriellen Monokulturen umgebaut werden, um toxische, nährstoffarme Rohstoffe zu produzieren, und unsere Ernährung durch industrielle Verarbeitung mit synthetischen Chemikalien und Gentechnik aus dem Labor verarmt, werden wir durch Krankheiten miteinander verbunden anstatt durch die biologische Vielfalt innerhalb und außerhalb von uns, durch ein Kontinuum an Gesundheit, basierend auf und getragen von Biodiversität.

Die Gesundheitskrise erfordert einen Systemansatz, der auf Verbundenheit basiert

Angesichts der durch das Coronavirus hervorgerufene gesundheitliche Notlage müssen wir die Systeme, die Krankheiten verbreiten, und die Systeme, die Gesundheit schaffen, in einem ganzheitlichen, systemischen Ansatz betrachten.

Ein systemischer Ansatz für die Gesundheitsversorgung in Zeiten der Coronakrise würde sich nicht nur mit dem Virus befassen, sondern auch damit, wie sich neue Epidemien ausbreiten, während in die Lebensräume anderer Arten eingedrungen wird. Sie muss sich auch mit Komorbiditäten im Zusammenhang mit nicht übertragbaren chronischen Krankheiten befassen, die sich aufgrund eines nicht nachhaltigen, naturfeindlichen und ungesunden industriellen Ernährungssystems ausbreiten.

Wie wir es im Manifesto Food for Health der Internationalen Kommission über die Zukunft der Ernährung geschrieben haben, müssen wir »Politik und Methoden, die zu einer physischen und moralischen Degradation des Ernährungssystems führen, während die Gesundheit zerstört wird und die ökologische Stabilität des Planeten sowie das biogenetische Überleben des Lebens auf der Erde gefährdet werden« beseitigen.

Wir müssen jetzt das Ernährungssystem ändern, das den Klimawandel, die Ausrottung von Arten und eine systemische Gesundheitskrise antreibt.

Globalisierte, industrialisierte Ernährungssysteme verbreiten Krankheiten. Monokulturen verbreiten Krankheiten. Entwaldung verbreitet Krankheiten.

Die Gesundheitskrise zwingt uns zur Deglobalisierung, die wir erreichen können, wenn der politische Wille vorhanden ist. Wir müssen diese Deglobalisierung zu einem permanenten Zustand machen. Wir müssen einen Wandel zur Lokalisierung vollziehen.

Die Lokalisierung vielfältiger Landwirtschafts- und Ernährungssysteme erzeugt Gesundheit und reduziert den ökologischen Fußabdruck. Die Lokalisierung lässt vielfältige Arten, unterschiedliche Kulturen und verschiedene lokale und lebendige Ökonomien aufblühen.

Die prächtige Biodiversität in unseren Wäldern, in unseren landwirtschaftlichen Betrieben und unserer Darmflora macht den Planeten, seine vielfältigen Spezies, Menschen eingeschlossen, gesünder und resilienter gegenüber Schädlingen und Krankheiten.

Die Erde ist für alle Wesen. Der Schutz der Rechte von Mutter Erde ist ein Gesundheitsimperativ: Durch das Eindringen in die Wälder und das Verletzen der Artenunversehrtheit werden neue Krankheiten ausgebreitet.

In den letzten 50 Jahren sind 300 neue Pathogene aufgetaucht, während die natürlichen Lebensräume von vielen Arten zerstört und für Gewinnzwecke manipuliert werden.

Laut der WHO ist das Ebolavirus von Wildtieren zu Menschen gewandert: »Das Virus wird von Wildtieren auf den Menschen übertragen und breitet sich in der menschlichen Bevölkerung durch Mensch-zu-Mensch Übertragung aus.«

Der New Internationalist berichtet: »Zwischen 2014 und 2016 tötete eine beispiellose Ebola-Epidemie mehr als 11.000 Menschen in ganz Westafrika. Wissenschaftler haben jetzt die Ausbreitung mit der raschen Entwaldung in Verbindung gebracht.«

Wie von Professor John E. Fa der Manchester Metropolitan University, ein leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Internationale Forstwissenschaft (CIFOR), angemerkt, sind »neu auftretende Krankheiten verbunden mit den vom Menschen verursachten Umweltschäden. Menschen sind in engerem Kontakt mit Tieren, wenn ein Wald erschlossen wird… Wenn Wälder erschlossen werden, ergibt sich eine Veränderung des Gleichgewichts zwischen Tieren, Viren und Bakterien.«

Das Kyasanur-Wald-Fieber (KFD) wird von einem extrem pathogenen Virus verursacht, das sich vom Affen auf den Menschen durch Virus-infizierte Zecken überträgt, während Entwaldung den Lebensraum von Affen verkleinert. »Das KFD-Virus ist ein Pathogen, das seit Langem als Teil eines etablierten Ökosystems in Südkanara existiert. Die Veränderung dieses Ökosystems durch den Menschen, durch Entwaldung, hat dieses epidemische Auftreten der Krankheit verursacht.«

Auch das Coronavirus stammt von Fledermäusen. Wie Sonia Shah sagt: »Wenn Wälder, in denen Fledermäuse leben, abgeholzt werden, gehen sie nicht einfach weg, sie kommen und leben in den Bäumen unserer Hinterhöfe und landwirtschaftlichen Betriebe.«

Professor Dennis Carroll von der Cornell University bestätigt, dass wir die Ausgangslage für die Ausbreitung von Infektionen schaffen, wenn wir tief in Ökozonen eindringen, die zuvor unangetastet blieben.

Die »Rinderwahn« Krankheit oder Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) ist eine Infektionskrankheit, die durch deformierte »Prionen«, die dem Gehirn des Viehs schaden, verursacht wird. Kühe wurden mit dem Rinderwahn infiziert, weil sie mit Fleisch von toten, infizierten Kühen gefüttert wurden. Menschen, die Rindfleisch von infizierten Kühen aßen, wurden von der Krankheit
befallen. Das Prion ist ein selbst infektiöser Erreger, sprich weder ein Virus noch eine Bakterie. Es verdeutlicht, dass neue Krankheiten entstehen können, wenn Tiere manipuliert werden und ihre Integrität verletzt wird.

Die Antibiotikaresistenz wächst beim Menschen wegen des intensiven Einsatzes von Chemikalien in der Massentierhaltung. Antibiotikaresistente Marker in genetisch veränderten Organismen (GVO) könnten auch zur Antibiotikaresistenz beitragen, da der horizontale Gentransfer unter Arten ein wissenschaftlich bekanntes Phänomen ist. Aus diesem Grund gibt es Vorschriften zur Biosicherheit, wie z. B. das Cartagena-Protokoll zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt und nationale Gesetze zur biologischen Sicherheit.

Krankheiten wandeln von nicht-menschlichen Tieren zum menschlichen Tier, während Lebensräume wilder Arten zerstört werden. Artenunversehrtheit wird verletzt, indem Tiere in Massentierhaltungen manipuliert werden und Pflanzen mit viralen Promotoren und antibiotikaresistenten Markern genetisch modifiziert werden.

Die Illusion, dass Pflanzen und Tiere wie Maschinen sind, aus denen Rohstoffe als Treibstoff für unseren Körper produziert werden, der ebenfalls wie eine Maschine funktioniert, wurde durch die industrielle Landwirtschaft und das Ernährungsparadigma kreiert, die die Ursachen für die Explosion der chronischen Krankheiten unserer Zeit sind.

Ein toxisches, industrialisiertes, globalisiertes Ernährungssystem führt zu einer Explosion von nicht-übertragbaren chronischen Krankheiten.

In den letzten Jahrzehnten haben sich nicht-übertragbare chronische Krankheiten exponentiell ausgebreitet und Millionen von Menschen getötet. Toxische und industrielle Ernährungssysteme sind wichtige Ursachen für chronische Krankheiten.

Grafik Top 10 global causes of death

Fast zehn Millionen Menschen sterben jährlich an Krebs. Jeder sechste Todesfall weltweit ist darauf zurückzuführen, was Krebs zur zweithäufigsten Todesursache macht.

Diabetes, eine metabolische Störung, die auf die Ernährung zurückzuführen ist, ist die siebthäufigste Todesursache weltweit. 1,7 Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen von Diabetes, die zu Blindheit, Nierenversagen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Beinamputation führen.

Das Risiko von infektiösen Krankheiten, wie zum Beispiel dem Coronavirus, werden um ein Vielfaches erhöht, wenn sie mit der Komorbidität von chronischen Krankheiten kombiniert werden.

Die Todesrate des Coronavirus beträgt 1,6 %.
Mit kardiologischen Problemen steigt sie bis zu 13,2 %.
Mit Diabetes erhöht sie sich auf 9,2 %.
Mit Krebs beträgt sie 7,6 %.

Regierungen müssen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezüglich Krebs genauso ernst nehmen, wie sie es mit der Coronapandemie gemacht haben.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO hat das Mittel Glyphosat von Bayer/Monsanto als wahrscheinliches Kanzerogen identifiziert. Dieser Hinweis muss ernst genommen werden. Der Angriff der Konzerne auf die IARC trägt zur Gesundheitskrise bei und muss gestoppt werden.

Tausende von Krebsfällen im Zusammenhang mit Glyphosat wurden bei US-Gerichten eingereicht. In den Fällen von Johnson Edwin Hardeman sowie Alva und Alberta Pillios haben die Gerichte zugunsten der Krebspatienten entschieden.

Die Regierungen müssen Chemikalien, die zu Schäden führen, verbieten, und sie müssen das Giftkartell für den Schaden, den sie angerichtet haben, zur Verantwortung ziehen und haftbar machen.

Meine landwirtschaftliche Reise hat mit der Katastrophe von Bhopal begonnen, die Tausende von Menschen tötete, nachdem eine Pflanzenschutzmittelfabrik der Firma Union Carbide ein Leck hatte. Union Carbide ist jetzt Dow Chemical, die mit Dupont fusioniert hat.

Hinter dem Giftkartell, das toxische Krankheiten hervorbringt, indem es eine globalisierte, industrialisierte Landwirtschaft vorantreibt, stecken große Pharmakonzerne. Sie profitieren wiederum von den Krankheiten, die sie verursachen.

Bayer ist ein Pharmakonzern und ein agrochemisches Unternehmen, das toxische Pestizide verkauft.
Syngenta ist auch ein Pflanzenschutzmittelunternehmen und verkauft als Novartis Arzneimittel. Große Pharmakonzerne nutzen die Gesundheitskrise aus, um ihren Marktzugang und ihre Gewinne auszuweiten.

Der Schutz des Giftkartells durch die Regierungen muss verschwinden. Stattdessen müssen Regierungen auf jeder Ebene mit BürgerInnen und Gemeinschaften zusammenarbeiten, um eine giftfreie Ernährung und eine giftfreie Landwirtschaft zu schaffen, die die Gesundheit von Menschen mit der gleichen Entschlossenheit fördert, mit der sie im Zusammenhang mit dem Coronavirus gehandelt haben. Anders ausgedrückt müssen wir die chemischen Stoffe, die diese gesundheitliche Katastrophe hervorgerufen haben, aus dem System entfernen. Regierungen müssen die Ratschläge der Vereinten Nationen und der WHO bezüglich aller gesundheitlichen Probleme mit demselben Enthusiasmus folgen, mit dem sie dem Coronavirus begegnet sind.

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Das Food for Health Manifesto fasst die hohen Kosten von neuen chronischen Krankheiten zusammen, die in den letzten zwei Jahrzehnten exponentiell gestiegen sind, einhergehend mit der Globalisierung von industrieller Ernährung und Landwirtschaft:

»Bereits 2012 quantifizierte eine Studie die Auswirkungen auf die Gesundheit und die Kosten im Zusammenhang mit den Schäden, die sich aus der Exposition gegenüber 133 Pestiziden ergeben, die 2003 in 24 europäischen Ländern eingesetzt wurden, was fast 50 % der Gesamtmasse der in diesem Jahr eingesetzten Pestizide entspricht. Nur 13 Substanzen, die auf drei Klassen von Nutzpflanzen (Weintrauben / Reben, Obstbäume, Gemüse) angewandt wurden, trugen laut dieser Erhebung zu 90 % der gesamten gesundheitlichen Auswirkungen bei, die zu einem Verlust von etwa 2.000 Lebensjahren (korrigiert um Behinderungen) in Europa jedes Jahr führen, was einem jährlichen wirtschaftlichen Schaden von 78 Millionen Euro entspricht. Im Jahr 2012 wurde eine Studie veröffentlicht, die die Kosten einer akuten Pestizidvergiftung im Bundesstaat Parana, Brasilien, bewertete und zu dem Schluss kam, dass sich die Gesamtkosten einer akuten Pestizidvergiftung jährlich auf 149 Millionen Dollar belaufen. Das heißt, für jeden Dollar, der in diesem Bundesstaat für den Kauf von Pestiziden ausgegeben wird, werden aufgrund der durch die Vergiftung externalisierten Kosten etwa 1,28 Dollar ausgegeben.

Berechnungen zufolge beliefen sich in den 1990er-Jahren in den Vereinigten Staaten die durch den Einsatz von Pestiziden verursachten Kosten für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit auf 8,1 Milliarden Dollar pro Jahr. Infolgedessen werden in diesem Land jedes Jahr vier Milliarden Dollar für den Pestizidverbrauch ausgegeben, was bedeutet, dass sie für jeden Dollar, der für den Kauf dieser Substanzen ausgegeben wird, zwei Dollar für ausgelagerte Kosten ausgeben. Eine andere 2005 veröffentlichte Studie schätzte die Kosten für chronische Krankheiten durch Pestizidvergiftungen in den USA auf 1,1 Milliarden Dollar, davon etwa 80 % für Krebs. Es wurde errechnet, dass auf den Philippinen der Übergang von einer auf zwei Behandlungen für den Reisanbau zu einem weiteren Gewinn von 492 Pesos führte, aber auch zu zusätzlichen Gesundheitskosten von 765 Pesos mit einem Nettoverlust von 273 Pesos. In Thailand wurde geschätzt, dass die externen Kosten für Pestizide jährlich zwischen 18 und 241 Millionen Dollar schwanken können. In Brasilien belaufen sich allein die Kosten für Gesundheitsschäden der in der Bohnen- und Maisernte beschäftigten Arbeiter auf 25 % der Gewinne.

Um aktuellere Daten zu erhalten, die der europäischen Realität näher kommen, können wir uns an eine kürzlich durchgeführte Arbeit zur Bewertung der Belastung durch Krankheiten und Kosten im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Umwelthormonen in Europa ansehen: Ein Expertengremium bewertete es mit »hoher Wahrscheinlichkeit«, dass in Europa jedes Jahr 13 Millionen IQ-Punkte (Intelligenzquotient-Punkte) durch pränatale Exposition gegenüber Organophosphaten verloren gehen und dass es zusätzlich 59.300 Fälle von geistiger Behinderung gibt. Da geschätzt wurde, dass jeder IQ-Punkt, der durch pränatale Quecksilber-Exposition verloren geht, etwa 17.000 Euro wert ist, kann die Rechnung ähnlich schnell auch für die Exposition gegenüber Organophosphor aufgestellt werden.

Die gesundheitlichen Folgen einer unangepassten Moderne, die von kommerziellen Ernährungssystemen angetrieben wird, werden derzeit weltweit in epidemischem Ausmaß erlebt. Abgesehen von vorzeitigem Tod und längerer Invalidität zwingen Krankheiten, die auf falsche Ernährung zurückzuführen sind, die Menschen dazu, eine teure Gesundheitsversorgung in Anspruch zu nehmen, die sie sich oft finanziell nicht leisten können. Kommerzielle Gesundheitssysteme profitieren von diesen modernen Epidemien, indem sie Technologie- und Kosten-intensive Tests und Behandlungen für Gesundheitsstörungen anbieten, die durch gute Ernährung und eine gesunde Umwelt leicht verhindert werden könnten und sollten. Die Fusion von Bayer und Monsanto bedeutet, dass dieselben Unternehmen, die die krankmachenden Chemikalien verkaufen, jetzt auch die Arzneimittel zur Heilung der von ihnen verursachten Krankheiten vertreiben.

Die Gesamtkosten der vom Ernährungssystem verursachten Krankheiten sind:

  • Fettleibigkeit 1,2 Billionen Dollar bis 2025
  • Die weltweiten Kosten allein für Diabetes im Jahr 2015 wurden auf 1,31 Billionen US-Dollar geschätzt. In Italien kostet heute jeder Patient, der an Diabetes leidet, das nationale Gesundheitssystem jährlich 2.589 Euro und Diabetes-bedingten Therapien kosten das italienische Gesundheitssystem etwa 9 % des Budgets oder etwa 8,26 Milliarden Euro. In Afrika werden in den nächsten 20 Jahren 35 Millionen Menschen – doppelt so viele wie heute – von Diabetes betroffen sein. Bis 2030 wird Diabetes 1,5 Billionen Dollar kosten.
  • AMR (antimikrobielle)-Infektionen 1 Billion Dollar bis 2050
  • Krebs 2,5 Billionen Dollar
  • Die Kosten der Exposition gegenüber Umwelthormonen belaufen sich allein in Europa auf jährlich 209 Milliarden Dollar; die Kosten der Exposition gegenüber Umwelthormonen in den USA betragen 340 Milliarden Dollar
  • Neue Forschungen haben ergeben, dass sich die jährlichen Kosten für Autismus in den USA auf 126 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht haben. Autismus erreichte in Großbritannien 34 Milliarden Pfund und ist das teuerste Gesundheitsproblem.
  • Die steigende Unfruchtbarkeit hat zu einer neuen Fruchtbarkeitsindustrie geführt, die bis 2020 21 Milliarden Dollar kosten wird.«

Und es sind der Planet und die Menschen, die die Last dieser Krankheiten tragen.

Gesundheit ist ein Recht, Regulierung ist eine Frage von Leben und Tod: Biosicherheits- und Gesundheitsverordnungen verschärfen, das Vorsorgeprinzip aufrechterhalten und Rechenschaftspflicht von Unternehmen durch Regierungen gewährleisten

Wie die gegenwärtige Krise zeigt, ist die Regulierung dieser Fakten eine Frage von Leben und Tod und das Vorsorgeprinzip ist notwendiger als je zuvor. Es sollte nicht aus dem falschen Grund aufgegeben werden, dass »Zeit unser größter Feind ist« sowie dass jegliche Manipulation von lebenden Organismen so schnell wie möglich und mit wenig oder gar keinen Tests in die Umwelt gelangen sollte.

Es wird versucht, das Vorsorgeprinzip durch Freihandelsabkommen wie das sogenannte »Mini-Handelsabkommen« der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union zu untergraben. Laut den US-Handelsunterhändlern, dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Sonny Perdue und den Interessen der amerikanischen industriellen Landwirtschaft muss das Vorsorgeprinzip verschwinden und jetzt wäre es an der Zeit, es durch dieses Handelsabkommen zwischen den USA und der EU endgültig abzuschaffen.

Die Regierungen müssen sicherstellen, dass Einschätzungen der Bio- und Lebensmittelsicherheit nicht von der Industrie beeinflusst werden, die von der Manipulation lebender Organismen profitiert und die wissenschaftlichen Beweise für deren Beeinträchtigung unterdrückt. Die Beweise für eine solche Manipulation der Forschung und der Angriff auf Wissenschaftler und Wissenschaft durch die Industrie wurden 2016 dem Monsanto-Tribunal und der Volksversammlung in Den Haag vorgelegt. Der Schaden, der der menschlichen Gesundheit durch die Manipulation von Forschung durch Unternehmen zugefügt wird, ist jetzt erwiesen.

Wir müssen die unabhängige Forschung in den Bereichen Biosicherheit, Lebensmittelsicherheit, Sicherheit in der Gesundheitsversorgung, Epidemiologie und Gesundheitsökologie stärken.

Die Regierungen müssen die Vorschriften zur biologischen Sicherheit und Gesundheit unverzüglich verstärken. Der weltweite Versuch einer Deregulierung der bereits bestehenden Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit und Biosicherheit muss gestoppt werden. Die Genmanipulation hat unvorhersehbare Auswirkungen und neue GVO (gentechnisch veränderte Organismen), die auf Genmanipulation basieren, müssen als GVO reguliert werden, da das Genom verändert wurde und wir müssen dafür sorgen, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Veränderungen auf genetischer Ebene bewertet und bekannt gemacht werden.

Neue Versuche, Organismen gentechnisch zu manipulieren, um sie zum Aussterben zu treiben, müssen gestoppt werden, um Verbrechen gegen die Natur sowie unbeabsichtigte Auswirkungen, die neue, unbekannte Krankheiten schaffen, zu verhindern.

Mit dem Coronavirus zeigten die Regierungen, dass sie Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Menschen ergreifen können, wenn sie den Willen dazu haben.

Es ist jetzt an der Zeit, dass sie alle notwendigen Schritte unternehmen, um sämtliche Aktivitäten zu stoppen, die unsere Gesundheit gefährden, indem sie die Stoffwechselvorgänge beeinträchtigen, die unsere Gesundheit regulieren. Es sind dieselben Aktivitäten, die sowohl der biologischen Vielfalt des Planeten als auch der Selbstregulierung der Erde schaden und zu einem Klimachaos führen.

Die Coronakrise und die Reaktion auf diese müssen als Anlass genommen werden, die Prozesse zu stoppen, die unsere Gesundheit und die Gesundheit des Planeten gefährden, und den Prozess in Gang zu setzen, der beides wiederherstellt.

Wir wissen, dass die industrielle Landwirtschaft und die industrialisierten, globalisierten Ernährungssysteme, die auf fossilen Brennstoffen und den daraus abgeleiteten toxischen Chemikalien basieren, zum Artensterben, zum Klimawandel und zur Katastrophe der chronischen Krankheiten beitragen. Wir wissen, dass eine auf biologischer Vielfalt basierende, regenerative biologische Landwirtschaft alle drei Krisen bewältigen kann.

Es ist an der Zeit, dass Regierungen aufhören, unsere Steuergelder zur Subventionierung und Förderung eines Ernährungssystems zu verwenden, das den Planeten und die Menschen krank macht.
Unternehmen sollten für den Schaden, den sie angerichtet haben, haftbar gemacht und daran gehindert werden, durch die Beeinträchtigung von unabhängiger Wissenschaft und Forschung, die die einzige Quelle wirklichen Wissens über Gesundheitsschäden sind, weiteren Schaden anzurichten.

Die Krise gibt uns auch die Gelegenheit zu erkennen, wie Unternehmen unsere Gesundheit untergraben haben. Die Rechenschaftspflicht der Unternehmen ist ein gesundheitspolitischer Imperativ, und das Wachstum konzernfreier, demokratischer, vielfältiger und gesunder Lebensmittelsysteme ist zu einem Überlebensimperativ geworden, ebenso wie das Gedeihen einer Vielfalt von Wissenssystemen.

Die Gesundheitskrise hat gezeigt, dass der Zugang zu Gesundheit ein fundamentales Recht ist. Die Gesundheit ist ein Gemeingut und ein öffentliches Gut, und die Regierung hat die Pflicht, die Volksgesundheit zu schützen. Aus dem Grund müssen Privatisierung und die Umwandlung in profitorientierte Unternehmen gestoppt werden. Staatliche Gesundheitsversorgung sollte verteidigt und verstärkt, und dort, wo sie noch nicht existiert, geschaffen werden.

Regeneration der Lebenswissenschaft und des gesunden Lebens: Dekolonialisierung unserer Wissens- und Gesundheitssysteme

Der Weg zu einem gesunden Planeten und zu gesunden Menschen ist klar.

Die auf endlosem Wachstum beruhende Wirtschaft führt zu einem grenzenlosen Appetit auf Land- und Waldkolonisation, die die Lebensräume vieler Arten und indigener Völker zerstört. Der Amazonas wird für aus GVO hergestelltem Tierfutter abgebrannt. Der indonesische Regenwald wird für Palmöl zerstört.

Krankheiten entstehen durch die unbegrenzte Nachfrage nach Ressourcen für eine globalisierte Wirtschaft, die auf grenzenlosem Wachstum basiert. Eine Ökonomie der Gier verletzt die Rechte von Mutter Erde sowie die Unversehrtheit ihres vielfältigen Wesens, das die Grundlage der globalen Gesundheit ist.

Gesundheit für alle Wesen beruht auf dem Schutz der Erde, ihrer ökologischen Prozesse sowie des ökologischen Raumes und der ökologischen Unversehrtheit des Lebens auf der Erde, Menschen mit eingeschlossen.

Wir müssen von einem mechanistischen, militaristischen Paradigma einer auf Kriegschemikalien basierenden Landwirtschaft auf regenerative Agrarökologie umsteigen, eine Landwirtschaft, die auf lebendiger Biodiversität beruht. Auf eine Arbeitsweise, die mit einer lebendigen Natur kooperiert und nicht gegen die Erde und ihre Artenvielfalt kämpft. Grundlegend für eine lebendige Landwirtschaft sind Wertschätzung und Pflege der Erde, das Gesetz der Rückführung oder das Gesetz des Gebens, das Kreislaufwirtschaften schafft, die die Erde und unseren Körper heilen.

Indigene Gesundheitssysteme wurden durch Kolonisation und die Pharmaindustrie kriminalisiert.

Wir müssen weg von einem auf Trennung und Kolonialisierung der Erde, anderer Arten und unserer Körper basierenden, reduzierenden, mechanistischen, militaristischen Paradigma, das zur aktuellen Gesundheitskrise geführt hat, und auf Systeme wie Ayurveda – die Wissenschaft des Lebens – umsteigen. Systeme, die erkennen, dass wir Teil des Lebensnetzes der Erde sind. Dass unsere Körper komplexe, selbstbestimmte und lebendige Systeme sind. Dass wir – abhängig von unserer Umwelt und der Nahrung, das wir anbauen und essen – entweder gesund sind oder krank werden können. Dass eine gesunde Darmflora ein Ökosystem und die Basis für Gesundheit ist. Gesundheit beruht auf gesundem Essen (Annam Sarva Aushadhi – Gutes Essen ist das Arzneimittel gegen jede Krankheit). Gesundheit ist Harmonie und Gleichgewicht.

Indigene Wissens- und Gesundheitssysteme, die auf Verbundenheit basieren, müssen anerkannt und regeneriert werden, besonders in der aktuellen Gesundheitskrise, mit der wir jetzt konfrontiert sind.

Gesundheit ist ein Kontinuum, von der Erde zu den Pflanzen bis hin zum intestinalen Mikrobiom, unserer Darmflora.

Während die industrielle, globalisierte Landwirtschaft, die Wälder und Biodiversität unserer landwirtschaftlichen Betriebe zerstört, als vermeintliches Mittel zur »Ernährung der Welt«, gerechtfertigt wird, kommen 80 % unserer Lebensmittel von kleinen Betrieben. Monokulturbetriebe hingegen produzieren Waren, keine Lebensmittel.

Die industrielle, globalisierte Landwirtschaft ist ein Hunger und Krankheit erzeugendes System. Sie verbreitet Krankheiten durch Toxine und zerstört die kleinen Betriebe, die uns ernähren, indem sie Landwirte in die Schuldenfalle drängt und sie in den Selbstmord treibt.

Dieses Krankheit schaffende, ungesunde Ernährungssystem wird durch unsere Steuergelder subventioniert. Zuerst durch Subventionen für die Produktion und den Vertrieb, und dann, indem die Menschen für die hohen Kosten der Gesundheitsversorgung aufkommen müssen.

Wenn wir die Subventionen und externalisierte Gesundheitskosten der industriellen, globalisierten Ernährungssysteme hinzurechnen, wird uns klar, dass weder der Planet noch die Menschen weiterhin die Last dieses krank machenden Systems tragen können.

Eine ökologische Landwirtschaft, die frei von Chemikalien ist, muss Teil der Regeneration der Volksgesundheit sein.

Im Gegensatz zu industriellen Betrieben kümmern sich Kleinbetriebe um die Gesundheit der Menschen, insbesondere wenn sie chemikalienfrei, ökologisch und vielfältig sind. Wir sollten alle öffentlichen Mittel zur Unterstützung agrarökologischer Betriebe und der lokalen Wirtschaft als Teil eines Gesundheitssystems einsetzen.

Durch die biologische Vielfalt und die organische Substanz im Boden bauen wir mehr Nährstoffe pro Hektar an, unsere Pflanzen sind gesünder und widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge. Die Rückführung organischer Substanz in den Boden heilt auch die unterbrochenen Kohlenstoff- und Stickstoffkreisläufe, die den Klimawandel vorantreiben. Die Heilung des Planeten und die Heilung unseres Körpers sind miteinander verbundene Prozesse.

Wir brauchen eine Intensivierung der biologischen Vielfalt durch den Wiederaufbau traditioneller kleinbäuerlicher Betriebe, nicht eine Intensivierung von chemischer und kapitalintensiver Produktion. Die biologische Vielfalt schafft Kulturen und Ökonomien der Fürsorge, einschließlich der Fürsorge für die Gesundheit der Erde und ihrer Bewohner. Je mehr biologische Vielfalt wir auf dem Planeten erhalten, desto mehr schützen wir den ökologischen Raum, in dem sich die verschiedenen Arten selbst erhalten können. Wir schützen ihre Integrität, damit sie sich in Freiheit und mit Widerstandsfähigkeit entwickeln können. Alle Arten haben ihr Recht auf ökologischen Raum und die Freiheit, sich weiterzuentwickeln, und alle Menschen als Teil der Erde haben das Recht auf Zugang zu chemikalienfreier, ökologischer und vielfältiger Nahrung.

Wir müssen die biologische Vielfalt unserer Wälder, unserer landwirtschaftlichen Betriebe und unserer Nahrung schützen, um die biologische Vielfalt unserer Darmflora zu erhöhen, die die wahre Quelle von Gesundheit ist. Plantagen sind keine Wälder, und der Anbau von kommerziellen Baum- oder GVO-Soja-Plantagen in Monokultur stellt eine Bedrohung für die Vielfalt der Arten, der Kulturen und unsere eigene Gesundheit dar.

Biologisch vielfältige ökologische Systeme müssen in den Mittelpunkt der Lösungen des öffentlichen Gesundheitswesens für die Gesundheitskrise gestellt werden, die wir derzeit erleben.

Die biologische Vielfalt des Geistes muss die Monokulturen des mechanistischen Geistes ersetzen, die die Vielfalt des Lebens als Feind sieht, der ausgerottet werden muss.

Indiens Grußwort »Namaste« ist in Zeiten des Coronavirus global geworden. Die Bedeutung von »Namaste« ist nicht Trennung, sondern eine tiefere Einheit, die uns alle verbindet. Namaste bedeutet: »Ich verbeuge mich vor dem Göttlichen in dir«. Es bedeutet eine Verbundenheit, in der wir Teil eines heiligen Universums sind, in dem alles vom Göttlichen durchdrungen ist, zum Nutzen aller und zum Ausschluss von niemandem.

Dies ist das Bewusstsein von Einheit und Einigkeit, das wir in diesen Zeiten kultivieren müssen, in denen uns ein kleiner Virus durch Krankheit und Panik über den ganzen Globus verbunden hat.

Lasst uns die in einem gesundheitlichen Notfall erforderliche soziale Isolation nicht zu einem dauerhaften Muster der Trennung werden, das die Gemeinschaft und den sozialen Zusammenhalt zerstört. Die Zukunft hängt von unserem Einssein als Menschheit auf einem Planeten ab. Lassen wir nicht zu, dass sich die Vorsichtsmaßnahmen von heute zu einem dauerhaften Klima der Angst und Isolation verfestigen. Wir brauchen einander und die Erde, um in Notzeiten Widerstandsfähigkeit zu schaffen und Gesundheit und Wohlbefinden in der Welt nach Corona wiederherzustellen.

Die Coronakrise schafft eine neue Chance für einen Paradigmenwechsel weg vom mechanistischen, industriellen Zeitalter der Trennung, Dominanz, Gier und Krankheit, hin zur Zeit von Gaia, einer planetarischen Zivilisation, die auf dem planetarischen Bewusstsein beruht, dass wir eine einzige Erdfamilie sind und dass unsere Gesundheit eine einzige Gesundheit ist, verwurzelt in ökologischer Verbundenheit, Vielfalt, Regeneration und Harmonie.

 

Originalartikel auf Navdanya International erschienen am 18.3.2020

1 Kommentar

  1. Daniel Marston

    The phrase „ONE HEALTH“ does not appear in this article. This campaign of the WHO and other international organisations sounds good – but holds great dangers within it. Have you spoken on this subject elsewhere? One family and one earth sounds much better to me!
    Thank you! Abundant blessings!

    Antworten

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