Angesichts der Ukraine-Krise sind die Themen Landwirtschaft und Ernährung erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Die Abhängigkeit von Getreideimporten und synthetischem Dünger droht, die Welt in ein Chaos zu stürzen und die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen zu gefährden.
Schon werden Stimmen laut, den European Green Deal und die Farm to Fork Strategie der EU auszusetzen.
Doch anstatt umwelt- und klimafreundliche Agrarpolitik in Frage zu stellen, brauchen wir heute mehr denn je Lösungen durch ökologische, resiliente und regenerative Ernährungssysteme, die genügend gesunde Lebensmittel produzieren, ohne dabei den Planeten zu zerstören.
Welternährung und Klimaschutz
Die Agrarökologie bietet genau das und noch viel mehr. In ihrem Buch »Wer ernährt die Welt wirklich? Das Versagen der Agrarindustrie und die notwendige Wende zur Agrarökologie«, das 2021 erschienen ist und hochaktuell bleibt, beschreibt Vandana Shiva diese Lösungswege und zeigt auf, dass Klimaschutz und Welternährung keine Gegensätze sein müssen – im Gegenteil!
75% der weltweiten Ressourcen (Wasser, Wälder, Böden, biologische Vielfalt) werden durch die Agrarindustrie verbraucht, die aber nur knapp 30% der globalen Nahrungsmittel erzeugt. Nur 10% des weltweit angebauten Mais und Soja landen auf unseren Tellern, der Rest wird für Futter für die Massentierhaltung und sogenannte Biokraftstoffe verwendet. Und 93% der agrarisch genutzten Pflanzenvielfalt wurden durch die industrielle Landwirtschaft bereits zum Aussterben gebracht.
Kleinbauern ernähren die Welt
Hingegen werden 70% der weltweit angebauten Nahrungsmittel immer noch von kleinbäuerlichen Familienbetrieben im Einklang mit der Natur produziert, selbst wenn diese Zahl neuerdings kontrovers diskutiert wird. Ginge es nach dem Willen der großen Akteure der Branche, sollen Kleinbauern nun der Agrarindustrie mit Drohnen und Digitalisierung weichen, was bereits zu einem Boykott des UN- Ernährungsgipfels und einem Offenen Brief an die FAO geführt hat.
Die Hintergründe zu all dem zeigt Vandana Shiva in ihrem Buch »Wer ernährt die Welt wirklich?« kenntnisreich auf – und erklärt auch, was Pestizide mit Hitlers IG Farben zu tun haben und wie die Chemie- und Gentechnik-Lobby versucht, die »Grüne Revolution«, die in Indien und Afrika bereits gescheitert ist, nun auch dem Rest der Welt aufzudrängen. Die Folgen wären fatal, denn die Wahrheit ist:
Nicht Monokultur, sondern Biodiversität ernährt die Welt.
Nicht Chemie und Gentechnik, sondern Bienen, Böden und Kleinbauern ernähren die Welt.
Nicht Profite mit Patenten, sondern Saatgutfreiheit ernährt die Welt.
Die Zeit ist reif für Agrarökologie
Die Antwort auf die Probleme der Globalisierung mit Umweltzerstörung, Klimakrisen, ungebremsten Welthandel und Börsenwetten auf Getreidepreise ist eine lokalisierte Menschen- und Natur-zentrierte Landwirtschaft mit regionalen Wertschöpfungsketten und geschlossene Stoffkreisläufen. Vandana Shivas Buch vermittelt hierzu fachkundig und detailliert alle Argumente und Zusammenhänge. Es ist ein radikales Manifest für die Agrarökologie und ein hilfreiches Kompendium für eine gesunde, biologische und nachhaltige Landwirtschaftskultur.
»Wer ernährt die Welt wirklich?« kommt zur rechten Zeit, um die dringend nötige Agrar- und Landwende zu unterstützen, deren Einleiten Grundvoraussetzung für die zukünftige Ernährung der steigenden Weltbevölkerung und das weitere Bestehen unserer Erde ist, wie wir sie kennen.
Buchinfo
Vandana Shiva
Wer ernährt die Welt wirklich?
Das Versagen der Agrarindustrie und die notwendige Wende zur Agrarökologie
Verlag Neue Erde, Klappenbroschur, 256 Seiten
ISBN 978-3-89060-798-6